Was spricht für nachhaltiges Mobilsein?

Aktive und nachhaltige Mobilität bietet eine Vielzahl an ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteilen.


Die soziale Ebene

Mehr soziales Miteinander

Gehen wir durch unseren Ort oder fahren wir mit dem Rad, kommen wir mit anderen ins Gespräch. Wir erfahren Neuigkeiten und stärken durch die Begegnungen unsere Bekanntschaften und Freundschaften. Oft steigt man jedoch vor dem Haus ins Auto und kommt oft tagelang nicht mit Menschen ins Gespräch. Ist Zufußgehen und Radfahren attraktiv, reduziert sich auch die Geschwindigkeit im öffentlichen Raum, was wiederum dazu führt, dass Menschen mehr miteinander in Kontakt treten und wieder vermehrt Angelegenheiten „ausreden“ können.

Soziale und motorische Entwicklung von Kindern

Ein verkehrsberuhigtes Wohnumfeld wirkt sich positiv auf die soziale und motorische Entwicklung von Kindern aus. Wird das Wohnumfeld allerdings stark vom Straßenverkehr genutzt, dürfen Kinder öfter das Haus nicht unbegleitet verlassen.


Der Faktor Gesundheit

Weniger Verunfallte durch Einführung von Tempo-30-Zonen

Durch geringere Geschwindigkeiten, wie dies beim Gehen oder Radfahren der Fall ist, gibt es weniger Verunfallte. Nach der Einführung von Tempo-30-Zonen in städtischen Gebieten sank die Zahl der Verunfallten um 15 %. Im ländlichen Raum reduzierte sich die Zahl der Verunfallten um fast die Hälfte (VCÖ – Verkehrsclub Österreich, 2012: Mehr Lebensqualität in Städten durch nachhaltige Mobilität, 20).

Nachhaltige Mobilität ist gut für die Gesundheit

Durch tägliches Radfahren wird sowohl bei Männern als auch bei Frauen das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, gesenkt. Wird pro Tag zwischen 30 und 60 Minuten mit dem Rad gefahren, sinkt das Erkrankungsrisiko bei Frauen um 24 % und bei Männern um 19 %. Wird täglich mehr als 120 Minuten mit dem Rad gefahren, sinkt das Erkrankungsrisiko bei Frauen um 56 % und bei Männern um 59 %.

Radfahren macht den Verkehr sicherer

Bei einem hohen Anteil an Fahrrädern im Straßenverkehr verringert sich das Tempo der Pkw. In weiterer Folge passieren weniger Unfälle und der Verkehr wird sicherer.

Zügiges Gehen und Radfahren verbraucht viele Kalorien

Wer zügig geht oder mit dem Rad fährt, bleibt fit und erzielt einen hohen Gesundheitsnutzen. So verbraucht beispielsweise eine Person mit 50 kg Körpergewicht bei einem Fußweg von drei Kilometern 160 Kalorien.

Mit dem Rad und zu Fuß stressfreier zur Arbeit

Menschen, die ihren Arbeitsweg mit dem Fahrrad oder zu Fuß bestreiten, empfinden diesen am wenigsten stressig und beschwerlich. 40 % der Personen, die mit dem Pkw bzw. Motorrad zum Arbeitsplatz gelangen, empfinden bei ihrem Arbeitsweg einen eher hohen Stress. Bei Personen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit gelangen, empfinden nur 16 % einen eher hohen Stress (VCÖ – Verkehrsclub Österreich, 2012: Gesundheitsfaktor Mobilität, 19).

(Straßen-)Verkehrslärm macht krank

Insbesondere Straßenverkehrslärm führt nachweislich zu Erkrankungen und gesundheitlichen Belastungen und ist auch jene Lärmquelle, welche die Menschen am meisten belastet. Viele Krankheiten und Gesundheitsprobleme werden bereits durch geringe, aber dauerhafte Schallemissionen begünstigt oder sogar ausgelöst (z. B. erhöhter Blutdruck, hoher Cholesterinwert, Depressionen, Schlafstörrungen, Aggressivität, Konzentrationsstörungen, schwaches Immunsystem, Arteriosklerose).

Pkw- und Lkw-Verkehr verursachen hohe Stichstoffoxid-Emissionen

NO2 ist vor allem in den unteren Atemwegen toxisch, da die Gerüst-Eiweißkörper der Lunge angegriffen werden. Darüber hinaus wird durch NO2 die Infektanfälligkeit erhöht.

Feinstaubpartikel lagern sich im menschlichem Atemtrakt ab

Ein großer Anteil des Feinstaubes entsteht durch motorisierten Verkehr. PM10 (einatembarer Staub) und PM2.5 (alveolengängiger Staub) lagern sich in der Lunge des Menschen ab. Es kommt dadurch zu Atemwegserkrankungen. Des Weiteren kann es durch Nervenreflexe der Lunge zu Herzrhythmusstörungen kommen. Moderne Dieselmotoren verursachen durch hohen Druck zudem Partikel aus elementarem Kohlenstoff mit einer Größe von weniger als 100 Nanometer (Ultrafeinstaub). Diese gelangen ins Blut und führen zu chronischer Arteriosklerose und akuten Gerinnungsereignissen im Herz (Herzinfarkt), im Gehirn (Schlaganfall), in der Niere und Leber.


Die ökologische Ebene

Nachhaltige Mobilität ist gut für die Umwelt

Bahnfahren bringt z. B. mehr Unabhängigkeit von Importen fossiler Rohstoffe. Wenn der Autoverkehr dort, wo es möglich ist, reduziert wird, können Treibhausgasemissionen maßgeblich verringert werden, ebenso kann der Flächenverbrauch, der durch die Herstellung von Agro-Treibstoffen verursacht wird, reduziert werden.

Zufußgehen und Radfahren reduzieren den Flächenverbrauch und die Versiegelung

Ein Pkw verbraucht 60 Quadratmeter an Fläche, das Radfahren hingegen nur acht Quadratmeter und das Gehen sogar nur einen Quadratmeter pro Person. Das bedeutet, ein Radweg kann fünfmal so viele Menschen transportieren wie eine Autospur gleicher Breite.
Da das Zufußgehen und das Radfahren weniger Fläche verbrauchen, wird weniger Boden versiegelt, wodurch die Funktion der Böden aufrechterhalten bleibt  (Aufnahme von Wasser zum Aufbau von Grundwasserreserven und zur Ableitung von Starkregen, Gasaustausch mit der Atmosphäre, Kühlung der Luft, Verlust an Bodenfruchtbarkeit etc.).


Die wirtschaftliche Ebene

Der öffentliche Verkehr ist ein wichtiger Arbeitgeber

Der öffentliche Verkehr sichert in Österreich 172.000 Arbeitsplätze, wobei 91.000 Personen direkt im öffentlichen Verkehr und weitere 81.000 indirekt im öffentlichen Verkehr beschäftigt sind. Auch der Ausbau von Fahrradinfrastruktur bzw. die Verkehrsberuhigung erzielt gute Beschäftigungseffekte, ebenso wie der Fahrradboom der letzten Jahre.

Die Verbesserungen für Fußgängerinnen und Fußgänger fördern die Wirtschaft

Maßnahmen, die das Gehen attraktiver und sicherer machen (z. B.  breite Gehwege, sichere Kreuzungsbereiche, Reduktion der Pkw-Geschwindigkeit) sind besonders wichtig, denn je mehr Menschen in innerörtlichen Einkaufsbereichen unterwegs sind und sich dabei wohlfühlen, desto mehr wird dort eingekauft. Die Umsatzzahlen der innerörtlichen Unternehmen steigen.

Parkplatzerrichtungskosten sind bei Fahrrädern geringer als bei Autos

Die Errichtung eines Autoparkplatzes kostet zwischen 4.000 und 16.000 Euro. Die Errichtung eines Fahrradstellplatzes kostet hingegen nur 75 bis 160 Euro. Für jeden Autoparkplatz könnten daher 50 bis 200 Fahrradstellplätze geschaffen werden.

Hohe externe Kosten durch (Pkw-)Verkehr

Der Autoverkehr zahlt viele Kosten, die er verursacht, nicht oder nicht in ausreichendem Maße (Lärm, Umwelt, Klimaauswirkungen, Gesundheit, Unfallfolgen etc.). Die Kosten werden von der Gesellschaft getragen. In Summe betragen die externen Kosten des gesamten Verkehrs in Österreich ca. 17,5 Mrd. Euro im Jahr. Das entspricht 25 % der jährlichen Steuereinnahmen bzw. 7 % des BIP. Werden noch weitere marktverzehrende Effekte (z. B.  Pendlerpauschaule, Kilometergeld) einbezogen, belaufen sich die externen Kosten des Verkehrs auf 29 Mrd. Euro pro Jahr. Davon sind 19,6 Mrd. Euro dem Pkw-Verkehr zuzurechnen. Ein gefahrener Kilometer verursacht externe Kosten von durchschnittlich 41 Cent (VCÖ – Verkehrsclub Österreich, 2009: Soziale Aspekte von Mobilität, 25 f.).

Pendeln ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich billiger als mit dem Pkw

Selbst wenn man beim Pkw nur die Treibstoffkosten berücksichtigt, ergibt sich ein deutlicher Kostenvorteil zugunsten des öffentlichen Verkehrs.
Beispielsweise:
Strecke Bruck an der Mur–Graz
Kosten mit öffentlichen Verkehrsmitteln: 126 Euro/Monat
Kosten mit Pkw (nur Treibstoff berücksichtigt): 184 Euro/Monat